© Reinhard Sandbothe

Die Kirche St. Landolinus Boke

Die Pfarrkirche St. Landolinus ist eine der bemerkenswertesten Kirchen im Lipperaum. Das Boker Kirchenbauwerk ist eine Gewölbebasilika im romanischen Baustil. Eine genaue Datierung der Errichtung des Kirchenbaus kann nur aus dem Baustil geschlossen werden. Kunsthistoriker datieren die Entstehung des romanischen Baus in das 12. Jahrhundert.

In dieser Zeit wurden der Westturm, das Langhaus (Mittelschiff) und die beiden Seitenschiffe erbaut. Als Baumaterial wurden Bruchsteine verwendet. Der Grundriss des Mittelschiffs gliedert sich in drei quadratische Felder. Zwei dieser Quadrate sind von je einem Kreuzgewölbe überspannt; das dritte Gewölbefeld an der Ostseite schließt mit dem geraden Chor ab. Auf beiden Seiten des Langhauses schließen sich die Seitenschiffe an. Die Seitenschiffe sind gegenüber dem Mittelschiff bedeutend niedriger.

Einem quadratischen Feld im Mittelschiff sind zwei rechteckige Felder im Seitenschiff zugeordnet. Über diese Felder spannt sich ein Kreuzgratgewölbe auf. Das Langhaus ist über im Stützenwechsel angeordnete Pfeiler und Doppelsäulen mit dem Seitenschiff verbunden. Die Boker Kirche konnte bis in die heutige Zeit den reinen romanischen Baustil bewahren. Bei baulichen Veränderungen und auch Erweiterungen wurde Rücksicht auf den romanischen Baustil genommen.

Im Jahr 1890/91 wurde der Chor der Kirche nach Osten erweitert. Das bisher querschifflose Bauwerk wurde um ein Querhaus und ein Chorjoch mit Apsis erweitert. Den Grundriss der Kirche bildet nun eine Kreuzform. 1921 wurde das Westportal im Turm vergrößert.

Besondere Beachtung am sonst schmucklosen äußeren Gebäude findet das Tympanon am Südportal mit Malereiresten. Bei einer Innenrenovierung der Pfarrkirche im Jahr 1961 wurden Fragmente romanischer Wand- und Gewölbemalereien freigelegt.

In dem Jahr 1989 wurde eine umfassende Außenrenovierung der Kirche durchgeführt. Entsprechend dem Willen der Boker Bevölkerung wurde die Außenrenovierung steinsichtig ausgeführt. Der Blick auf das Bruchsteinmauerwerk der Kirche blieb somit erhalten.

Die Architektur der Boker Kirche ist typisch für den romanischen Basilikenstil des westfälischen Raumes, welcher durch die äußere Schmucklosigkeit des Kirchenbaus und den Stützenwechsel der Pfeiler und Doppelsäulen gekennzeichnet ist.

Auch wenn schriftliche Quellen fehlen, kann man davon ausgehen, dass vor diesem Kirchenbau bereits Vorgängerbauten existiert haben. Im Jahre 836, als eine Abordnung des Paderborner Bischofs Badurad die Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn holen ließ, brachte ein Mitglied der Abordnung auch die Gebeine des Boker Pfarrpatrons St. Landolinus aus dem Kloster Crespin in der Diözese Cambrai mit nach Boke. In einer Urkunde aus dem Jahre 1101 wird die Gründung eines Benediktinerklosters über den Reliquien des heiligen Landolinus bestätigt. Das Kloster hatte jedoch nicht lange Bestand und wurde nach Flechtdorf (Waldeck) verlegt.

Man kann somit davon ausgehen, dass die Reliquien des Heiligen bereits zu dieser Zeit in einem Gotteshaus aufbewahrt wurden. Neuere archäologische Untersuchungen bestätigen Gebäudereste von Vorgängerbauten aus diesem Zeitabschnitt.

Besondere Ausstattungsgegenstände
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der Ausstattung der Boker Kirche: Von kunsthistorischer Bedeutung sind die Pietà (um 1430), die Doppelmadonna im Strahlenkranz (um 1700), das Sandsteinrelief “Christus im Grabe” (um 1560) und die Barockorgel.

In dem südlichen Querschiff der Kirche ruhen in einem Schrein die Reliquien des Pfarrpatrons St. Landelinus.

In der Glockenstube des Kirchturms hängen drei Glocken, deren Klang zur Eucharistiefeier einlädt. Eine der Glocken erklingt dreimal täglich zum Angelusgebet. Die älteste Glocke aus dem Jahr 1669 verkündet alle halbe Stunde durch ihren Schlag die Uhrzeit.

Der frühromanische Taufstein
Der älteste sakrale Gegenstand in der Kirche St. Landolinus in Boke ist der frühromanische Taufstein aus Sandstein. Auf dem stark verwitterten zylinderförmigen Mantel sind unter Arkaden die zwölf Apostel und die Taufe Christi dargestellt.

Neben Christus, der in einer Wassersäule steht, erscheint Johannes und gießt das Wasser über das Haupt seines Täuflings. Auf der anderen Seite steht ein Engel, der ein Tuch hält. Über der Gruppe schwebt der hl. Geist in Gestalt einer Taube. Der Taufstein ruht auf vier Füßen mit den Symbolen der Evangelisten. Eine kegelförmige Haube aus Kupfer verschließt den Taufstein.

Quellen und Literatur:
- Josef Tönsmeyer: Das Lippeamt Boke, Hrsg.: Amtsverwaltung Salzkotten-Boke, Rheine 1968
- Boker Chronik 1800 - 1919 u. 1920 - 1956, Hrsg: Heimatverein Boke, Boke 1999

 

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