Im Jahre 1901 wurde die Herz-Jesu-Kirche in Lippling fertiggestellt. Dieses Datum ist aber irreführend, wenn man darin den Beginn des kirchlichen Lebens in Lippling sehen würde. Es ist vielmehr so, dass Lippling im Delbrücker Land im Grunde die Stammkirche der ganzen Umgebung war. Nach der Legende gab es am Standort Zur Alten Kapelle in Lippling bereits im 9. Jahrhundert eine Holzkapelle. Für die Delbrücker stellte sie über einen langen Zeitraum das einzige Gotteshaus dar.
Erste urkundliche Erwähnung findet sie 1504. Bekanntheit und Bedeutung erlangte sie vor allem durch die 1496 von Ritter Philipp von Hörde überbrachten angeblichen Partikel des heiligen Kreuzes Jesu. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kapelle weitgehend zerstört. Das Gnadenkreuz kam in die Kirche St. Johannes Baptist in Delbrück. Nach der Renovierung konnte das Bauwerk 1732 wieder genutzt werden, ein weiterer Umbau erfolgte im Jahr 1800.
Heute ist die Kreuzkapelle Teil des Pfarrheimes der Pfarrei.
Der Bau der neuen Herz-Jesu-Kirche vor über 100 Jahren macht deutlich, dass sich der Glaube im Laufe der Jahrhunderte nicht verflüchtigt hatte, sondern dass vielmehr die Kirchengemeinde am Ende des 19. Jahrhunderts so angewachsen war, dass die alte Kreuzkapelle bei weitem nicht mehr ausreichte und man sich entschloss, eine neue Kirche zu bauen.
Im August 1892 kommt Vikar Hermann-Joseph Thielmann aus Paderborn nach Lippling und machte sich bald an das Sammeln von Geldern für die neue Kirche. Im Jahre 1900 wird nach den Plänen des Architekten Herrn von Fisenne aus Gelsenkirchen mit dem Neubau der Kirche begonnen. Bauern und Bürger leisten in großzügiger Weise Hand- und Spanndienste. Rund 100 Eichen werden gestiftet. Die Gesamtkosten wurden auf 45.000 RM veranschlagt.
Die neugotische Saalkirche mit eingezogenem polygonal geschlossenem Chor wurde in Ziegelstein errichtet. Der helle Saal mit einem Kreuzrippengewölbe ist einheitlich gehalten. Am 23.12.1900 war der Rohbau fertiggestellt. Noch am Heiligen Abend wird ein Kreuz auf dem Dach über dem Chor und auf dem Turm angebracht und auf der Turmspitze ein goldener Hahn.
Im Juli 1901 wird dank großherziger Stiftung auch der Innenausbau beendet. Der neugotische Hochaltar wurde 1901 von Ferdinand Mündelein angefertigt. Der Nebenaltar und die Kanzel von 1901, beide aus Holz, sind eine Arbeit von Christoph Siebe. Das gemalte ehemalige Altarantependium aus Holz, mit der Darstellung der Kreuzauffindung, ist mit 1648 bezeichnet. Am 24.10.1901 erfolgt die Consekration der neuen Kirche durch H.H. Bischof Wilhelm Schneider, Paderborn.
Der westliche Erweiterungsbau und der Turm wurden 1912 mit Grünsandstein gemauert. Durch einen Kirchenbrand im Jahr 1956 wurden die Sakristei, der rechte Seitenaltar, der Antoniusaltar sowie das rechte Chorfenster zerstört. Im gleichen Jahr erfolgt die Renovierung. Die Kanzel wird an die Stelle des rechten Seitenaltars gestellt, das Chorfenster erneuert und der Kreuzweg restauriert.
Nach schweren Sturmschäden der Jahre 1974 und 1976 werden Dach und Gewölbe erneuert und isoliert sowie der untere Turmbereich instandgesetzt. 1986/1987 erfolgt eine Innenrenovierung der Kirche und Restaurierung ihrer historischen Ausstattung und Installation einer neuen Heißluftheizungsanlage. Im Jahr 2014/2015 wurde eine umfassende Außenrenovierung der Kirche durchgeführt.